Deutschhauskirche in Würzburg (Baubeginn ca. 1226) aus: www.planet-franken-online.de





Hermann von Salza und und das Großkapitel des Deutschen Ordens in Marburg. {1237}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 47

Nachdem im letzten Teil über Hermann von Salzas Anteil an der Gründung der Kommende Nägelstedt berichtet wurde, wird sich dieser Teil mit den Ereignissen des Jahres 1237 nach der Vereinigung des Schwertbrüderordens mit dem Deutschen Orden befassen. Der Hochmeister war nach der Vereinigungszeremonie durch den Papst noch in Viterbo geblieben, um von Gregor IX. noch ein wichtiges Privileg für seinen Orden zu erhalten. Der Deutsche Orden hatte in den letzten Jahren eine große Anzahl von Pfarr- und Seelsorgskirchen geschenkt bekommen oder das Patronat erhalten, wie zum Beispiel bei der Georgskirche in Nägelstedt. In diesen Kirchen sollten möglichst Ordensmitglieder die Pfarrstellen erhalten. Deshalb gewährte Papst Gregor am 22. Mai 1237 dem Orden das Recht, dass die Ordensbrüder "Kleriker für die Kirchen, in denen er das Patronat ausübte, den Diözesanbischöfen in Vorschlag zu bringen, so daß diese Kleriker in geistlichen Dingen den Bischöfen, in weltlichen aber dem Orden verantwortlich wären", wie man bei Willy Cohn lesen kann. Zudem hatte der Papst am nächsten Tag noch einen Brief an den Kaiser verfasst, in dem er sich zum Lombardenproblem äußerte. Im Regesta Imperii Nr. 7168 findet man eine kurze Zusammenfassung dieses Schreibens: "Gregor IX. schreibt dem Kaiser das er nach dem Vortrag seiner Machtboten, des Deutschordensmeisters und des Peter von Vinea beschlossen habe, den Bischof von Ostia und den Kardinalpriester Thomas von S. Sabina als seine Legaten in die Lombardei zu senden, warnt vor bösen Zungen und bezeugt seinen guten Willen". Diesen Brief wird Hermann von Salza dem Kaiser überbracht haben.

Hermann musste sich beeilen, ihn hatte ein Auftrag des Kaisers erreicht, den er auf dem Rückweg nach Deutschland noch erledigen sollte. Darüber berichtet Regesta Imperii Nr. 2249: "Friedrich II. schreibt dem Deutschordensmeister wie ihm neuerlich die Nachricht zugekommen, dass sein Schwiegervater König Johann in ungünstigen Verhältnissen gestorben sei, währen er beabsichtigt habe, ihn zu sich zu nehmen, um besser für ihn zu sorgen und befiehlt ihm, die beiden zu Venedig weilenden Söhne desselben zu ihm zu führen." Hermann von Salza kannte Johann von Brienne schon seit 1210. In dem Jahr, in dem Hermann zum Hochmeister gewählt worden war, wurde der aus der Champagne stammende französische Adlige durch Verheiratung mit der Königin von Jerusalem, Maria, zum Regenten von Jerusalem. Steven Runciman schreibt in seinem "Geschichte der Kreuzzüge": "Johann war ein mittelloser jüngerer Sohn, der bereits das Alter von sechzig Jahren erreicht hatte." Hermann hat in seiner Zeit in Palästina mit Johann gut zusammengearbeitet, das zeigte sich besonders in dem Kreuzzug von 1217-18. Der Hochmeister soll auch einen erheblichen Anteil daran haben, im Einvernehmen mit Papst Honorius III., dass Johann von Brienne der Schwiegervater von Kaiser Friedrich II. wurde. All das sprach für den Auftrag des Kaisers. Schwieriger war die zeitliche Umsetzung. Eigentlich sollte Hermann um Pfingsten 1237 in Speyer zum Hoftag sein. Das war zeitlich nicht zu schaffen. Es gibt eine Urkunde vom 21. Juni 1237 aus Würzburg, in der "Kaiser Friedrich das Cistercienser Frauenbergs Kloster zu Nordhausen nebst dessen gegenwärtigen und künftigen Besitzungen in seinen und des Reiches besonderen Schutz nimmt und …". So steht es in den Regesten des Geschlechtes Salza Nr. 52., wo dann weiter steht: "Unter den Zeugen fr. Hermannus magister domus Teutonice. Hugo, frater suus, miles". Es sind aus der Zeit nach 1174 keine weiteren Urkunden bekannt, auf denen beide Brüder zusammen als Zeugen zu finden sind. Auf diese Urkunde wird später noch einmal zurückzukommen sein, da sie wohl auch nicht echt sein soll. Für das Itinerar Hermanns ist sie jedoch wichtig. Bis Würzburg konnte er es gerade so schaffen, denn er hatte ja auch noch das Ordenskapitel in Marburg vor sich. Für den Kaiser war es keine besondere Belastung, seinem Freund und Berater entgegen zu reiten. So wird Friedrich dem Hochmeister wohl auch in Würzburg die 500 Mark für die Livland-Expedition übergeben haben. Es gibt außerdem noch einige Urkunden Friedrichs von Anfang Juli aus Nürnberg, ehe dieser am 10. Juli 1237 wieder nach Speyer zurückkehrte.

Hermann war Ende Juni Anfang Juli in Marburg. Hier war das Großkapitel einberufen worden. Der Hochmeister informierte die anwesenden etwa 100 Ordensbrüder über seinen Papstbesuch, den erfolgreichen Zusammenschluss mit dem Schwertbrüderorden sowie über die Situation in der Lombardei. Seine Mitbrüder waren mit einigen seiner Entscheidungen keinesfalls einverstanden und Hermann musste viel Überzeugungsarbeit leisten. Da viele Entscheidungen auf Veranlassung des Papstes getroffen worden waren, mussten sich die Brüder dreinfinden. So zogen 60 Deutschordensritter von Marburg unter der Führung des Dietrichs von Grüningen nach Livland, um die dortigen Ordensritter zu unterstützen. Hermann von Salza bestimmte den preußischen Landmeister Hermann Balk auch zum Landmeister von Livland. Ich glaube aber nicht, dass dieser in Marburg anwesend war. Hermann Balk hatte in Preußen genug zu tun. So schreibt Marian Tumler: "Gestützt auf die drei Städte Thorn, Kulm und Marienwerder und ihre Ordensburgen, wagte Hermann Balk den Vorstoß bis zur Meeresküste. Er mußte sich dafür militärisch wie siedlungspolitisch bestens vorbereitet haben, denn beim Eintreffen der Ordensmacht am Haff konnten sofort Burg und Stadt Elbing angelegt und mit Leuten besiedelt werden, die aus Lübeck gekommen waren." Erst danach wird er mit Dietrich von Grüningen nach Livland gezogen sein, der inzwischen in Preußen eingetroffen war.

Heftige Diskussionen muss das Lombardenproblem in Marburg ausgelöst haben. Ausschlaggebend war dabei wohl die Einschätzung einer Reihe von Deutschen Fürsten, die Hermann von Salza die Schuld gaben, "durch seine ewigen Friedensversuche, die Lombardische Sache, die sie mit Blut und Eisen rasch zu Ende zu führen gedachten, verschleppt zu haben," wie Adolf Koch schreibt. Aber auch hier konnte sich der Hochmeister letztendlich mit dem Hinweis auf den Befehl des Papstes durchsetzen. Sicher wäre es den Ordensbrüdern lieber gewesen, Hermann hätte sich noch intensiver um Preußen und Livland gekümmert.

Es gab in diesem Jahr noch ein wichtiges Ereignis für den Deutschen Orden. Der Kaiser berief einen neuen Ordensritter in seinen Regentschaftsrat. Leider ist bei Wolfgang Sonthofen "Der Deutsche Orden" kein genaueres Datum zu finden. Er schreibt aber weiter: "Man darf sicher annehmen, daß Hermann von Salza Heinrich von Hohenlohe zum Regentschaftsrat vorgeschlagen hat. Möglicherweise hat er ihn als seinen Nachfolger in kaiserlichen Diensten aufbauen wollen. Hermann war nicht mehr der Jüngste und auch kränklich geworden". Ob diese Berufung in Speyer oder Augsburg stattfand konnte ich ebenfalls noch nicht herausfinden. Doch auch darüber wird in Marburg gesprochen worden sein.

Leider ist dieser Brief mir nicht im Original zugänglich. Adolf Koch gibt jedoch einige originale Sätze wieder, die die damalige Situation Hermann von Salzas nicht besser dokumentieren können. "Aber vor Gott und den Menschen halte ich mich in allem entschuldigt, weil ich freudig an der Erhaltung des Friedens und der Abwehr des Krieges zu arbeiten nach besten Kräften bestrebt war."
Im nächsten Teil begleiten wir Hermann und den Kaiser nach Italien.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 22. August 2008