Verona: Porta dei Borsari an der Via Postumia, erbaut um 265 n. Chr. aus: wikimedia.org





Hermann von Salza - Seine vergeblichen Friedensbemühungen. {1237}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 48

Als Hermann von Salza um den 10. Juli 1237 den päpstlichen Legaten Reinald von Ostia und Thomas von S. Sabina mitteilte, er würde sie am 15. August bei den Verhandlungen mit den Lombarden treffen, war er sich schon nicht mehr so sicher, ob seine Friedensmission dieses Mal Erfolg haben würde. Adolf Koch schreibt in seinem Buch "Hermann von Salza - Meister des Deutschen Ordens": "Er selbst [der Hochmeister] werde, so führt er weiter aus, wofern die Lombarden auch diesmal bei ihrem Starrsinn verharren, sich mit der Vermittlung nicht mehr länger befassen." Auch der Kaiser ließ die Reiseplanungen Hermanns platzen. Am 15. August waren beide noch in Augsburg, da Friedrich II. Ende Juli noch einen Zwischenaufenthalt in Donauwörth eingelegt hatte.

Die Anwesenheit Hermanns in Augsburg beweist eine Urkunde des Kaisers nach dem 10. August für das Kapitel von Zeitz, auf der der Hochmeister zusammen mit seinem Ordensbruder Bertold von Tannrode Zeuge ist. Bertold war mit Hermann von Marburg nach Augsburg gekommen. In den Regesta Imperii Nr. 2268 steht: "Friedrich II. bestätigt auf die eingerückte bittschrift des decans und capitels von Zeitz den von den partheien genehmigten und hier eingerückten Schiedsspruch d. d. Merseburg feb. 1230 zwischen den capiteln von Naumburg und Zeitz, über den vom ersteren angesprochnen vorrang und das von letzterem angesprochene mitwahlrecht eines bischofs, wonach nunmehr ein probst von Zeitz zugleich canonicus von Naumburg sein und als solcher den bischof mitwählen, dagegen aber ein bischof von Naumburg niemals mehr bischof von Zeitz geheissen werden soll, mit dem bemerken, dass er die desfallsige bestätigung des apostolischen stuhls und des erzbisch. A. von Magdeburg als metropolitans vordersamst eingesehen habe."

Wenn man bedenkt, dass Friedrich in Augsburg ein Heer sammelte um nach Italien zu ziehen, ist man doch überrascht, mit welchen Problemen er sich zusätzlich noch befassen musste. Danach ist Hermann von Salza dann in die Lombardei gezogen. Eine weitere Urkunde des Kaisers, diesmal für den Deutschen Orden, wird er aber sicher noch angeregt haben. Bei der Ausfertigung war der Hochmeister jedoch nicht mehr dabei. Nah bei Prittriching etwa 26 km südlich von Augsburg bestätigte Friedrich auf Bitte des Deutschordensmeisters und seiner Brüder dem Deutschorden eine Schenkung von Gütern in Rotenburg [Regesta Imperii Nr.2272].

Von Augsburg nach Fiorenzuola bei Piacenza sind es ca. 600 km, rund 20 Reitertage. Da die Reiseroute an Verona vorbeiführte kann Hermann die kaiserlichen Truppen bis dahin begleitet haben. Der Kaiser selbst war Mitte September 1237 in Verona eingetroffen. Da war der Hochmeister bereits auf dem Weg zum Verhandlungsort, wo er jedoch sehr verspätet eintraf. Er hätte aber sicher auch nichts mehr ändern können. Die Verhandlungen der Legaten waren ergebnislos angebrochen worden. Willy Cohn beschreibt diese Situation in seinem Buch "Hermann von Salza": "Wenn dann doch der Frieden nicht zustande kam, weil immer noch genügend Punkte blieben, in denen eine Einigung nicht zu erzielen war, so haben wir nur noch zu fragen, ob das rechtzeitige Eintreffen Hermanns von Salza den Dingen hätte eine andere Wendung geben können. Daß das Scheitern der diesmal auch von seiten der päpstlichen Legaten ernsthaft betriebenen Verhandlungen nur an dem hartnäckigen und eigenmächtigen Sinne der Lombarden lag, heißt doch die Dinge verkennen. Gewiß hatte vor allem auch Venedig ein Interesse daran, einen unter kaiserlicher Führung stehenden Lombardenbund zu verhindern, ... . Und so muß es dahingestellt bleiben, ob es selbst der geschickten Verhandlungskunst eines Hermanns von Salza gelungen wäre, alle diese tiefen Gegensätze in einem Kompromiß zu überbrücken."

Nach diesem, vom Hochmeister wohl schon befürchteten Scheitern der Friedensverhandlungen mit dem Lombardenbund, ist Hermann noch Ende September wieder beim Kaiser gewesen. In einer Urkunde vom 1. Oktober 1237, ausgestellt in der Residenz der Bischofs von Mantua bei Goito, in der Friedrich die Bürger von Mantua wieder in Gnaden aufnahm, steht "br. Hermann deutschordensmeister" nach dem Bischof von Reggio vor allen weiteren fürstlichen Zeugen. Ob Hermann von Salza den anschließenden Feldzug des Kaisers begleitet hat, ist nicht belegt. Er wird eher von Goito aus die Entwicklung der Lage beobachtet haben. Am 9. November ist er aber in Pontevico am Oglio, wohin das kaiserliche Heer inzwischen gezogen war. In den Regesta Imperii Nr. 2289a beginnt der Bericht darüber: "Lagerung bei Pontevico am Oglio zwischen Cremona und Brescia den Mailändern gegenüber. …" Adolf Koch berichtet: "Wenige Tage vor dem Kampfe [der kaiserlichen Truppen gegen die Truppen des Lombardenbundes] hat er [Hermann von Salza] im Verein mit einigen anderen gleichgesinnten Männern noch einmal versucht, die Gegner zu versöhnen. … Vielleicht hatte sich auch der Papst in diesen letzten Stunden nochmals an Hermann gewandt und ihn zur Vermittlung vermocht." Diese Versöhnung gelang nicht, obwohl die Lombarden den Forderungen des Kaisers sehr entgegen gekommen waren. Es scheint auch so, als ob Friedrich II. auch gar nicht mehr verhandeln wollte. In seinem Sendschreiben an den Papst vom 2. Dezember 1237 nach dem Sieg bei Cortenuova schreibt der Kaiser: "Aller Fürsten der Erde gemeinsame, doch der Mutter Kirche besondere Freude wollen Wir Eurer Kenntnis nicht länger vorenthalten. Obgleich, wie Wir bestimmt annehmen, den Lauf Unserer Botschaft das Gerücht, das rascher als ein Schreiben ist, überholt hat, so bringen Wir nichtsdestoweniger in dieser genaueren Form den Triumph Unseres siegreichen Erfolges durch diesen kaiserlichen Brief zu Euch." Nach einer wortreichen Darstellung der Entwicklung der Situation vor dem entscheidenden Kampf schreibt er weiter: "Und da Wir einige Tage lang - an denen Wir, eingedenk der kaiserlichen Milde, die durch den Deutschordensmeister und andere geistliche Herren vermittelten Friedensworte geduldig anhörten - dort ihre [der Lombarden] wortreiche Frechheit erwarteten, ihnen jedoch durch feierliche Abgesandte Gelegenheit zum Kampfe boten …" Danach schildert Friedrich dem Papst den Ablauf der Schlacht sehr detailliert, man spürt darin den Stolz des Kaisers über diesen Sieg. Hermann von Salza aber dürfte es sicher als schmerzliche Niederlage seiner Friedenspolitik angesehen haben. Auch scheinen seine Vorstellungen von der weiteren Entwicklung beim Kaiser keine Aufmerksamkeit mehr erlangt haben. Das Zitat ist aus "Kaiser Friedrich II. in Briefen und Berichten seiner Zeit" von Klaus J. Heinisch übernommen.

Aber auch Papst Gregor hatte kein Rezept mehr, den Frieden doch noch zu erhalten. Denn am 2. November schreibt er dem Kaiser, dass dieser die Kreuzzugsvorbereitungen des französischen Königs unterstützen möge. Zusätzlich schreibt der Papst am 4. November dem Deutschordensmeister ebenfalls einen Brief, in dem er dem "magistro hospitalis sancte Marie Teutonicorum" [Hermann von Salza] befiehlt, beim Kaiser dafür zu wirken, dass derselbe … den Kreuzfahrern seine Unterstützung zusage [Regesta Imperii Nr. 7184]. Adolf Koch hat in seinem bereits erwähnten Buch dazu angemerkt: "Aber begreiflich wäre es gewesen, wenn Gregor bis zum letzten Augenblicke alles versucht hätte, eine Entscheidung durch die Waffen hintanzuhalten. Es bliebe doch in der That auffallend, wenn der Papst in dieser kritischen Zeit nichts Besseres hätte zu thun wissen, als durch Schreiben direkt an den Kaiser wie auch durch die angerufene Vermittlung Hermann`s und anderer denselben zur Unterstützung der Französischen Kreuzfahrer zu bewegen, wie wenn in Italien gar nichts Besonderes vorgehe und die Entscheidung auch über die künftige Stellung des Papstthums in der Welt nicht eben dort vorbereitet werde." Man darf aus allem davon ausgehen, dass Papst Gregor mit seiner Forderung nach einem neuen Kreuzzug in erster Linie seine Machtstellung gegenüber Friedrich stärken wollte. Mit dem Sieg bei Cortenuova konnte der Kaiser das nochmal verhindern.
Über die Ereignisse des Jahres 1238 berichtet der nächste Teil.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 24. Oktober 2008