Dom zu Aachen (Foto: ( c ) Stadt Aachen / Andreas Hermann)





Als Kreuzzugsprediger in Deutschland
{1227}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 21

Im Dezember 1226 verabschiedete sich Hermann von Salza von Friedrich II. in Aprecina, um in seinem Auftrag nach Deutschland zu reisen. Hermann hatte sich bereit erklärt, diese schwierige Mission zu unternehmen, denn er war von der Notwendigkeit des Kreuzzuges überzeugt. Im Gepäck hatte der Hochmeister Briefe an den Landgrafen von Thüringen und den Herzog von Limburg sowie vielen anderen deutschen Fürsten. Noch im Dezember wird Hermann wieder in Rom beim Papst gewesen sein. Dieser konnte sich am 5. Januar 1227 über den Abschluss der Vermittlungen mit den Lombarden freuen und danach die päpstlichen Schreiben an die deutschen Fürsten aus einer sicheren Position heraus verfassen, an der auch Hermann von Salza einen großen Anteil hatte. Vom 11. Januar ist das Schreiben des Papstes an den Landgrafen von Thüringen, das Hermann ebenfalls mit nach Deutschland nahm. Er wird also erst im Laufe des Monats Januar 1227 von Rom aus nach Norden aufgebrochen sein. Doch um seine großartige Leistung im Jahre 1226 noch besser verstehen zu können, möchte ich vor die Deutschlandreise ein kurzes Itinerar des Jahres 1226 stellen. Im November 1225 war er zur Hochzeit Friedrichs und Isabellas in Brindisi am Adriatischen Meer. Mit dem Kaiserpaar ging es dann ca 240 km nach Foggia. Im Dezember in Foggia war Hermann Zeuge. Im Januar 1227 mit dem Kaiserpaar ca 270 km nach San Quirico bei Fosinone südöstlich von Rom. Friedrich und Isabella gewährten wichtige Privilegien für den Orden. Während Friedrich seine Gattin Anfang Februar nach Salerno brachte, war Hermann beim Papst in Rom. San Quirico - Rom ca 60 km. Anfang März war Hermann wieder beim Kaiser in Pescara an der Adria - Entfernung ca 210 km. Im März reist er mit dem Kaiser nach Rimini. Von Pescara nach Rimini bei San Marino sind es ca 250 km. Dort wurde die Goldbulle von Rimini verfasst. Das nächste Quartier war Ravenna, ca 55 km von Rimini. Hier stellte Hermann von Salza dem Kaiser den Landgrafen von Thüringen vor. Der Hofstaat zog Anfang Mai nach Imola, etwa 45 km weiter. Hermann findet sich auf einer Urkunde. 10 Tage später am 20. Mai war er mit Friedrich in Parma. Bis dahin sind es ca 130 km. Diesmal waren es sicher mehr. Es mussten verschiedene Zwischenstationen gemacht werden, da Bologna den Kaiser nicht durch sein Gebiet ziehen ließ. In Parma wurde eine Urkunde für Lübeck bestätigt. Ende Mai begab sich Hermann von Salza als Gesandter des Kaisers nach Mantua und verließ es am 5. Juni wieder. Nach Mantua sind das hin und zurück etwa 130 km. Nach dem 10. Juni zog der Hof nach Borgo San Donnino um. Diese 23 km waren sicher an einem Tag zu schaffen. Hermann von Salza mußte vor dem 24. Juni zu den nächsten Verhandlungen mit den Lombarden nach Marcaria am Oglio. Von dort war er nach dem 11. Juli nach Borgo San Donnino zum Kaiser zurückgekehrt. Hin und zurück sind das auch ca 130 km. Nach dem 18. Juli trat Friedrich II. seinen Rückzug an. Hermann begleitete ihn. Erste Station war Sarzana bei La Spezia nach ca 115 km. Dann zog der Hof über Pisa nach San Miniato zur dortigen Reichsburg. Die Entfernung dahin beträgt ca 105 km. Im August zog Friedrich über San Quirico, östlich von Montalcino gelegen, etwa 340 km nach Ascoli in der Capitanata. Von Ascoli reiste Hermann von Salza mit einem Schreiben des Kaisers nach Rom über ca 185 km. Ob er dann im Oktober für den Papst noch in Oberitalien mit dem Lombardenbund verhandelt hat, ist nicht sicher. Im November war er aber wieder in Foggia, wohin sich Friedrich inzwischen gewandt hatte. Von Rom nach Foggia sind es 310 km. Nach dem 17. November war Hermann für Friedrich diese 310 km wieder zum Papst gereist. Nach A. Lorck war er im Dezember von Rom aus nochmal zum Kaiser zurück, diesmal nach Precina (Aprecina) in Apulien, um zur Jahreswende wieder beim Papst zu sein. Rom - Aprecina und zurück sind etwa 640 km. Zusammengerechnet war Hermann von Salza im Jahre 1226 wohl ca 3600 km unterwegs gewesen. Rechnet man für einen Reiter damals mindestens 50 km am Tag, so hat er in diesem Jahr etwa zweieinhalb Monate auf dem Pferd gesessen. Hermann war bis Mitte Januar 1227 beim Papst. Am 11. dieses Monats hatte Honorius III. allen geistlichen und weltlichen Fürsten geschrieben, dass er den Deutschordensmeister zu ihnen schickt, um für den bevorstehenden Kreuzzug Mitstreiter zu werben. Ein gleiches Schreiben ging auch an den ungarischen König. Hermann von Salza war also offiziell von Kaiser und Papst beauftragt worden, für den Kreuzzug zu werben. Auch wenn Andreas Lorck in seinem Buch "Hermann von Salza - Stationen seines Lebens" bezweifelt, dass Hermann den Brief an den ungarischen König persönlich abgeliefert hat, die dafür notwendige Zeit hätte er gehabt. Für die etwa 1900 Kilometer bis Würzburg über die ungarische Königsburg Pressburg hatte er etwa zwei Monate Zeit. Am 15. März finden wir ihn auf einer Urkunde des Königs Heinrich (VII.), zusammen mit seinem Ordensbruder Berthold von Tannenrode und dem Herzog Leopold von Österreich, dem Vater der Königin Margarethe, mit dem Hermann von Wien zusammen nach Würzburg gezogen sein wird. Von Würzburg war die Fürstengesellschaft nach Aachen weiter gezogen. Dort hatte zu Ende März 1227 der deutsche König Heinrich (VII) zu einem großen Hoftag geladen. Da hatte Hermann genügend Gelegenheit viele Fürsten und Ritter mit den Forderungen von Kaiser und Papst bekannt zu machen. Für seinen Orden erreichte er dazu noch ein hervorragendes Privileg vom König. In den Regesten Imperii steht darüber: "1227 märz 27 Aquisgrani [Aachen] (in curia sollempni) Heinrich (VII) thut mit rath der fürsten den Deutschordensbrüdern die gnade und giebt ihnen die freiheit, dass ihnen privilegien bestätigungen oder andere briefe welche sie vom reich erhalten unentgeldlich ohne zahlung an den canzler ... ausgefertigt werden sollen ..." . Dazu erhielt der Orden das Recht, dass seine jeweiligen Meister in Deutschland mit sieben Personen samt ihren Pferden am kaiserlichen Hoflager kostenfrei versorgt wurden. Auf dem Hoftag fand am Sonntag Iudica, am 28. März, gleichzeitig die Krönung der Gemahlin Heinrichs (VII) Margarethe von Österreich statt. Nach dem Hoftag war Hermann dann Anfang April mit Landgraf Ludwig nach Thüringen gezogen. Es gab zwar aus Oppenheim bei Mainz noch eine Urkunde vom 5. April für den Deutschen Orden mit dem Text vom 27. März, auf dieser fehlte jedoch der Name des Landgrafen. Deshalb gehe ich davon aus, dass der Landgraf wegen seiner Kreuzzugsvorbereitungen direkt nach Thüringen gezogen ist. Im Roman von Gustav Freytag "Die Ahnen" aus dem Jahre 1874, wird im Kapitel " Die Brüder vom deutschen Hause" diese Zeit in Thüringen behandelt. Eine kleine Szene war für mich besonders interessant, sie spielte sich in Ingersleben südwestlich von Erfurt ab. Beim Ritter Ivo lässt Freytag Hermann von Salza sagen: "Gönnt einem Vielbeschäftigten noch einmal Rast unter Eurem Dache. Ihr wißt, ich bin ein Thüring wie Ihr, der Hof, in dem ich geboren wurde, liegt so nahe an Euren, daß ein Roß den Reiter in einem Tag hinträgt." Besser kann der Hinweis auf einen möglichen Besuch Hermanns in Langensalza in dieser Zeit kaum sein. Von Thüringen aus ist Hermann wieder nach Rom zurückgereist. Ob ihn das Schreiben des neuen Papstes Gregor IX. vom 16. April noch in Thüringen erreicht hat, lässt sich nicht mehr nachweisen. Der Nachfolger des am 18. März verstorbenen Honorius III., meldet darin den Erzbischof von Cöln und seinen Suffraganen, dem Landgrafen von Thüringen, allen deutschen Kreuzfahrern und dem Deutschordensmeister, dass sich der Kaiser und die Lombarden wieder vertragen und "fordert sie zur förderung der kreuzfahrt auf." So steht es in den "Regesten Imperii.". Am 12. Juni 1227 muss Hermann in Rom, oder besser in Anagni östlich vom Rom bei Gregor IX. gewesen sein. Es gibt eine Urkunde von diesem Tag, in der der Papst dem Orden die am 21. Januar 1221 zugesprochene Gleichstellung des Deutschen Ordens mit den Johannitern und den Templern bestätigte. Vom gleichen Tag gibt es aber auch zwei Urkunden des Papstes für den Magister Conrad von Marburg. Dieser wird wohl mit Hermann zusammen nach Italien gereist sein. Im Juni 1227 war Landgraf Ludwig ebenfalls nach Italien gezogen. Auf www.genealogie-mittelalter.de kann man lesen: "An der Spitze dieses Zuges verließ Ludwig IV. am 24. Juni 1227 seine Stadt Schmalkalden. Unterwegs in Franken, Schwaben und Bayern schlossen sich ihm noch viele an, so dass seine Begleitung allmählich das Ansehen eines förmlichen Heeres gewann". Wann Hermann mit dem Landgrafen dann wieder zusammen getroffen ist, konnte noch nicht genau ermittelt werden. Im Juli war er jedenfalls in Gravina beim Kaiser. Es gibt eine Urkunde, in der Hermann Zeuge ist. Von Anagni nach Gravina sind es etwa 9 Reitertage. Deshalb kann er Ende Juli auch wieder beim Papst gewesen sein. Am 28. Juli wurde Hochmeister Hermann wieder vom Papst in einer Urkunde erwähnt, in der Gregor IX. alle bisherigen Privilegien für den Orden zusammengefasst bestätigte. Bei Strehlke im "Tabulae Ordinis Theutonici" steht unter Nr. 424: "1227 iuli 28 Anagniae. ... Gregorius episcopus servus servorum die dilectis filiis H e r m a n n o magistro religiose fraternitatis hospitalis sancte Marie Theotonicorum Ierosolimitani ...". Dann wurde Hermann im August 1227 vom Kaiser wieder in die Vorbereitungen des Kreuzzuges einbezogen. Doch darüber soll im nächsten Teil berichtet werden.




Elisabeth nimmt Abschied von ihrem Gemahl Ludwig IV., Fresko von M. V. Schwindt Aus “Die Wartburg” von Werner Noth

(Repro: D. Deubner)



Dieter Deubner Bad Langensalza, den 07.12.2005