Reichsfreiheitsbrief für Lübeck aus "Lübeck 1226" (Repro: D. Deubner)





Vermittler zwischen Kaiser und Papst
{1226)

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 20

Im Jahr 1226 konnte der Deutsche Orden in Europa seine Position weiter verstärken. In diesem Jahr erfolgten Schenkungen bzw. Kommendegründungen, so in Ulm, Wien, und im Juni 1226 in Könitz bei Bern. Diese Neugründungen oder Erweiterungen konnten aber nicht immer problemlos erfolgen. Oft gab es Widerstand, besonders von geistlicher Seite. Als Kaiser Friedrich im Juni 1226 das Augustinerstift in Könitz der Ordenskommende Rainach schenkte, erhob das Bistum Lausanne Einwand beim Hl. Stuhl. 17 Jahre sollen sich der Bischof und der Orden gestritten haben. Erst nach dem Tode Hermanns ist wohl dieser Streit dann einver-nehmlich beendet worden. Auch in Italien entstanden neue Ordensspitäler. So wurde in diesem Jahr erstmal das Spital St. Maria in Cornetto zur Ballei Apulien erwähnt. Marian Tumler gibt dazu an, dass der Ort nicht mehr besteht. Ich fand bei www.stupormundi.it einen Eintrag: Ordenssitze in Apulien waren unter anderem: Brindisi, Barletta, Vinosa, Mesagne und Torre Alemanna/Corneto bei Cerignola, Provinz Foggia. Auf den vielen Reisen Hermann von Salzas werden ihm gerade die italienischen Ordensniederlassungen sehr genützt haben. Er war ja von Foggia Anfang 1226 über S. Quirico, Pescara, Rimini, Ravenna und Imola, mit Friedrich im Mai nach Parma gekommen. Von dort wurde er in diplomatischem Auftrag Anfang Juni zusammen mit dem päpstlichen Legaten Konrad von Urach, dem Bischof Konrad von Hildesheim und dem Patriarchen Gerold vom Kaiser nach Mantua geschickt, um mit dem Lombardenbund Verhandlungen aufzunehmen. Dort fand Hermann sogar Zeit, sich mit einem Thüringer Problem zu befassen. Es gab Ärger in der Kommende Porstendorf bei Jena mit dem Bischof Bruno von Meißen und dem Kloster Pforta, die im gleichen Ort ebenfalls Ansiedlungen hatten. Dieter Wojtecki schreibt in seinen "Studien zur Personengeschichte des Deutschen Ordens im 13. Jahrhundert" dazu: Am Standort der Kommende [Porstendorf], befand sich eine seit 1177 nachweisbare, bedeutende Grangie des Klosters Pforte, und ein von Bischof Bruno von Meißen knapp nach 1209 gegründetes Augustinerchor-herren-Stift. ... Dieses Nebeneinander von Stift, Grangie und Deutschordenskommende, wie wir es seit mindestens 1221 nachweisen können, wurden alsbald heftig gestört dadurch, das sich natürliche Rivalitäten ergaben, an deren Entstehung der Deutsche Orden ursächlich beteiligt gewesen sein dürfte". In der Göschel-Chronik steht: "Schon vorhin nannten wir unter den Besitzungen der Herren von Salza auch den Hof zu Borstendorf. Diesen verkaufte Hermann an das Kloster zu Pforta. Es stehet geschrieben, daß das Kloster Pforta in Borstendorf nahe bey des deutschen Meisters Hause auch einen Hof gehabt habe. Weil aber zwischen beiden Nachbarn zum öffteren Widerwillen entstand, so entschloß sich Hermann von Salza sein Haus mit allen Zubehören dem Pfortaischen Abte Wienemar IV. um und für 505 Mark Silber zu verkaufen, ..." In der "Chronik der Stadt Langensalza und der umliegenden Orte" von G. u. H. Schütz von 1900 ist zum gleichen Vorgang zu lesen: "Eine Bestätigung indessen, dass Hermann von Salza unser Landsmann war, liefert noch der Verkauf des Hofes zu Borstendorf (der, wie schon erwähnt, eine Besitzung der Herren von Salza war), an das Kloster Pforta, welches nahe bei dem Hofe des Deutschmeisters lag. Zu diesem Verkaufe entschloß sich Hermann, weil zwischen beiden Nachbarn öfters Reibereien entstanden; er erhielt für den Hof 505 Mark Silbers". Mit diesem Problem hatte sich Hermann in Mantua neben den Verhandlungen mit den Lombarden zu beschäftigen. Dabei traf es sich gut, dass der päpstliche Legat Konrad von Urach 1225 die Sächsischen und Thüringischen Klöster visitiert hatte und deshalb sicher aus eigener Anschauung Kenntnis von den Borstendorfer Verhältnissen hatte. Am 2. Juni 1226 wurde die Verkaufsurkunde in Mantua ausgeschrieben. Neben Hermann von Salza sind unter anderen Legat Gerold, Bischof Konrad von Hildesheim und der Komtur von Porstendorf, Rudolf von Giebichenstein, Zeugen auf dieser Urkunde. Konrad von Urach bestätigte am 3. Juni diese Urkunde noch zusätzlich. (Da mit dieser Urkunde viele Chronisten die Zugehörigkeit Hermann von Salzas zu den aus [Langen]salza stammenden Herren von Salza verbinden, sollte sie doch noch etwas genauer unter die Lupe genommen werden.) Nach dem 5. Juni war der Aufenthalt in Mantua für die kaiserliche Gesandtschaft beendet. Die Rektoren des Lombardenbundes waren zu keiner Einigung bereit. So mussten die kaiserlichen Unterhändler erstmal wieder zum Kaiser zurückkehren. Dieser war inzwischen von Parma in das 23 km entfernte Borgo San Donnino gezogen und hatte dort Quartier bezogen. Heute heißt der Ort Fidenza und liegt zwischen Piacenza und Parma an der so genannten "Frankenstrasse". In dem schon im Teil 19 erwähnten Buch "Lübeck 1226" ist der Besuch Friedrichs in Borgo San Donnino geschildert: " Im Juni 1226 besuchte Friedrich II. erstmals persönlich Borgo San Donnino. Zur Vorbereitung des kaiserlichen Aufenthalts kam zuerst das Küchenpersonal; der Herrscher folgte am 13. und nahm in der Reichsburg Quartier. Bei ihm waren achtzehn geistliche Fürsten und der Deutschordensmeister Hermann von Salza, aber nur drei Laienfürsten. Die Wegsperre der rebellierenden Kommunen mochte viele am Erscheinen verhindert haben, ..." . Die Laienfürsten waren nach einer Anmerkung im gleichen Buch: "der Landgraf von Thüringen, der vorzeitig abreiste, der Herzog von Sachsen und Herzog Reinhard von Spoleto, der nur mit Vorbehalt als Reichsfürst zu zählen ist, ferner 2 Grafen". Es waren in den nächsten Tagen noch die Patriarchen von Jerusalem, Tyros und Akkon, dazugekommen. Auch Konrad von Urach war Mitte Juni beim Kaiser. Und so kann man wohl sagen, dass es die glänzendste Versammlung war, die sich in diesem Jahr am kaiserlichen Hof zusammen gefunden hatte. Und es war da ja auch noch die Lübecker Abordnung. Von der Urkunde war schon im Teil 19 berichtet worden. Am 24. Juni war dann Hermann mit den anderen kaiserlichen Gesandten nach Marcaria am Oglio in der Provinz Mantua gezogen um die Verhandlungen mit der Führern des Lombardenbundes fortzuführen. Aber der Städtebund blieb hart, trotz Reichsacht und Kirchenbann. Für Hermann von Salza und seinen Orden waren die Monate Juni und Juli 1226 trotzdem von großer Bedeutung: Papst Honorius III. bestätigte Ende Juni und Anfang Juli wichtige Privilegien für den Orden, darunter die völlige Gleichstellung des Deutschen Ordens mit den Johannitern und den Templern. Dieser Vorgang war eine ganz besondere Hervorhebung des Deutschen Ordens. Landgraf Ludwig war im Juli wieder auf dem Heimweg, nicht ohne vom Kaiser noch wichtige Aufträge erhalten zu haben. Nach der Ermordung des Erzbischofs von Köln sollte er den Herzog Ludwig von Bayern für die Übernahme der Regentschaft über den noch minderjährigen König Heinrich VII. gewinnen. Für Hermann von Salza, der inzwischen wieder beim Kaiser in Borgo San Donnino war, begannen schwierige Tage. Zum einen war Friedrich sehr verärgert über das Stocken der lombardischen Verhandlungen, zu allem Überfluss gab es plötzlich Spannungen mit dem Papst. Ein Reichsvasall hatte päpstliche Boten abgefangen. Hermann musste all seine diplomatischen Fähigkeiten einsetzen, um diese Zwistigkeiten zu beenden. Von Borgo San Donnino ging der fast einem Rückzug gleichende Weg des Kaisers über Sarzana und Pisa nach S. Miniato in Tuscien. Nach Horst Stern "Friedrich II." muss der Kaiser dabei in Pisa mit dem Mathematiker Lionardo Fibonacci über geometrische und philosophische Themen diskutiert haben. Aus S. Miniato gibt es vom Juli 1226 eine kaiserliche Urkunde für Hermann zu den im Januar des gleichen Jahres bestätigten Besitzungen bei Akkon. Im August waren Kaiser Friedrich und Hermann in Ascoli in der Capitanata. Bis zum 29. August war es dann Hermann gelungen, den Kaiser zum Einlenken dem Papst gegenüber zu bewegen. Und so legte dieser mit einem Schreiben an Honorius die Entscheidung über die lombardische Frage in dessen Hände. Hermann von Salza wurde auch zum Überbringer dieses Briefes bestimmt. In Begleitung des Erzbischof Lando von Reggio und des Professors für römisches Recht, Rofrid, machte Hermann sich im September 1226 von Ascoli nach Rom auf. Die Gesandten hatten den Auftrag, dem Papst nochmals mündlich zu versichern, dass Friedrich ernsthaft gewillt sei, den Schiedsspruch des Oberhauptes der Kirche anzunehmen. Friedrich schrieb am 17. November von Foggia aus, wo er inzwischen Hof hielt, einen weiteren Brief an den Papst. Auch dieses Schreiben hatte Hermann nach Rom gebracht. Nach dem Chronisten Richard von San Germano gehörte der neuen Gesandtschaft auch der Erzbischof von Tyrus an: "Mense Novembris Reginus et Tyrensis archiepiscopi cum magistro domus Alamannorum a Cesare mittundur ad papam pro compositione inter ipsum et Lombardos facienda." Leider ist der weitere Ablauf dieser Verhandlungen zwischen Kaiser und Papst auch zwischen den Chronisten etwas umstritten. Friedrich hatte am 17. Nov. 1226 Honorius zugesichert, wenn er ihm das Lombardenproblem abnimmt, steht er zu seiner Zusage, für 1227 den Kreuzzug vorzubereiten. Hermann von Salza muss mit einer Antwort Honorius Anfang Dezember zum Kaiser zurück gekommen sein, denn am 6. Dezember 1226 bestätigte Friedrich offiziell Hermann von Salza als seinen Abgesandten an die deutschen Fürsten. Hermann ist wohl noch im Dezember nach Rom zurückgekehrt. Im nächsten Teil begleiten wir ihn als Kreuzzugsprediger in Deutschland.




Hermann von Salza Holzschnitt aus "BARBAROSSA" v.Bertram Wallrath (Repro: D. Deubner)


Dieter Deubner Bad Langensalza 01.November 2005