Die Befestigungsanlagen der Stadt Akko - früher Akkon (aus "Israel gestern und heute")





Hermann wird Hochmeister des Deutschen Ritterordens
{1210}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 6

Hermann von Salza aus thüringischem Adelsgeschlechte wird im Jahre 1210 unter dem Papste Innozenz III. und [Kaiser] Otto IV. als allseits hochgeachteter Mann [Hochmeister des Deutschen Ritterordens ]". Mit diesen Worten beginnt der Text unter dem Bild Hermann von Salzas auf dem Titelblatt des Buches von Dr. Adolf Koch " Hermann von Salza Meister des Deutschen Ordens ". Er war 1210 Ritter in einem Orden im Heiligen Land, der noch jung war, der gegen zwei ältere "Brüder", dem Johanniter- und dem Templerorden bestehen sollte, und dessen Vorsteher plötzlich verstorben war. Der Tod des Heinrich von Tunna gen. Bart hatte ganz sicher einige Ursache in dem heftigen Streit zwischen den verschiedenen Interessenvertretern in dem kleinen Königreich Jerusalem im Sommer dieses Jahres. Zehn Jahre friedliche Entwicklung, der Waffenstillstand, den König Amalrich mit dem Sultan el-Adil geschlossen hatte, war nie ernstlich verletzt worden. Der Deutsche Orden mußte ein großes Interesse daran haben, dass dieser Zustand weiter erhalten blieb. Die Templer unter der Führung ihres Großmeisters Philippe de Plessis erhofften sich durch ihr Vorgehen noch größeren Einfluss. Sie spekulierten sogar auf das Heraufbeschwören eines neuen Kreuzzuges. Der zukünftige König war ja ein Franzose und Landsmann der meisten Ritter des Templerordens. Waren die Tempelritter noch bei der Gründung des Deutschen Ritterordens 1195 bis 1198 zur Zusammenarbeit bereit, änderte sich seit 1201 das Verhältnis zwischen beiden Orden sehr stark. Beda Dudik schreibt in seinem Buch: "Des hohen deutschen Ritterordens Münzsammlung in Wien" - " Zu einem Ritterorden ward derselbe erst im Jahre 1195 im Monate März, vorzüglich durch Zuthun der Templer, umgestaltet, welche ihm neben der Johanniterregel nun auch die ihrige zu Basis legten". Er zitiert dann weiter aus der so genannten Preussenchronik: "... Es hat auch eynn annder edeler ritter mit namenn Heinrich von kirchen, an der Selbigenn statt das kleydt vnnd dy geistligkeit des Tewtschenn spitals, vonn denn henndenn des meysters des tempels entpfangenn". Das "kleydt" der Templer war ein weißer Mantel mit einem roten Kreuz auf dem Rücken. Der weiße Mantel der Ritter- und Priesterbrüder des Deutschen Ordens hatte ein schwarzes Kreuz. Dieses hatte die Hospitalgemeinschaft wohl schon am 21. Dezember 1196 von Papst Coelestin III. verliehen bekommen. Großmeister der Templer war zu dieser Zeit Gilbert Erail. 1201 wurde Philippe de Plessis Großmeister des Templerordens und der war ganz sicher kein Freund der deutschen Ordensritter. Beda Dudik schreibt darüber weiter: "Wie aber gewisse traurige Erfahrungen die Templer nöthigten, im 22. Capitael ihrer Regeln den Gebrauch des weissen Mantels allen, die nicht Tempelritter sind, zu verbieten, wollten sie dieses Statut auch auf den deutschen Orden ausgedehnt wissen, und erwirkten vom Papst Honorius III. sogar eine Bulle dto. Laterani VI. Kal. Sept. Pontf. An. XIII. (27. August 1211), die, nach ihrem Wunsche, den D. O. Brüdern dieses Kleid "alba pallia, quae nuper portare coepisti" förmlich untersagte. Es scheint aber nicht, dass sie alsogleich dem Befehle gehorchten,...". Es ist jedenfalls sehr interessant, was sich schon damals zwischen den verschiedenen Gruppierungen so alles abspielte. Zum anderen sind die letzten Buchzeilen auch ein Beispiel dafür, dass in historischen Büchern nicht immer alles richtig ist. Die erwähnte Bulle konnte Honorius III. nicht herausgegeben haben, da er erst am 18. März 1216 zum Papst erhoben wurde. Innozenz III. hatte diese Bulle am 27. August 1210 erlassen auf Drängen des Großmeisters des Templerordens und der mit ihm verbündeten Kirchenvertreter des Königreiches Jerusalem. Man kann also die Schwierigkeiten ermessen, die den neugewählten Hochmeister Hermann von Salza erwarteten. "Spätere Ordensüberlieferung,so Peter Dusburg in seiner Chronica terre Prussie liebte es zu betonen, in welch schwachem Zustande sich der Orden befand, als Hermann von Salza die Regierungsgeschäfte übernahm. Dieser soll gesagt haben, er möchte ein Auge dahin geben, wenn es ihm gelingen würde, den Orden soweit zu bringen, daß er 10 Ritterbrüder in Waffen halten könnte und nicht mehr. ... Auch wenn wir diese Äußerung Hermanns nicht wörtlich nehmen, wird man an der Tatsache nicht vorübergehen können, wie klein und bescheiden der Orden war, als Hermann von Salza Hochmeister wurde." Das schreibt Willy Cohn in seiner Biographie "Hermann von Salza". Auch aus Deutschland konnte wenig Unterstützung kommen. Landgraf Hermann I. von Thüringen tat im August erste Schritte zum Abfall von Kaiser Otto IV. zusammen mit Ottokar von Böhmen, dem Erzbischof Siegfried von Mainz und Albrecht von Magdeburg. Damit wurde die Macht des Kaisers erheblich geschwächt, auch gegenüber der Kirche mit ihrem Papst Innozenz III. , dem wohl bedeutendsten Papst des Mittelalters. Hermann von Salza hatte Innozenz III. bei seiner Mission für den armenischen König Leo in Rom persönlich kennen gelernt. Am 13. September landete der schon sehnsüchtig erwartete Johann von Brienne in Akkon.. Er galt als einer der berühmtesten Kreuzfahrer seiner Zeit. In "Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte" lesen wir: "Johann I. de Brienne, geb. wohl ca. 1169/74, sollte als jüngster Sohn zunächst Geistlicher werden, wurde aber einer der größten, berühmtesten Haudegen und Turnierer des Hochmittelalters. Er nahm 1189 am 3. Kreuzzug und 1203 am 4. Kreuzzug teil und half Konstantinopel erobern. Er wurde 1210 König von Jerusalem, besonders auf Betreiben der Kirche und der französischen Krone und behauptete geschickt das Restreich mit der Residenz Akkon". Am 14. September vermählte ihn der Patriarch Albert von Jerusalem mit Königin Maria von Montferrat. Gekrönt wurden beide am 1. oder 3. Oktober in Tyros. Dieser Tag ist auch der Tag des ersten offiziellen Auftretens des Hochmeisters Hermann von Salza. A. Wenzel schreibt im "Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalza":" 323. 1210. Oktober 1. Tyrus - Hermann von Salza, der Meister des Hospitals der Deutschen, zum erstenmal erwähnt und geschichtlich bezeugt als gegenwärtig bei der Krönung Johanns v. Brienne zum König von Jerusalem in Tyrus.", und bezieht sich auf "Koch, Hermann von Salza". Willy Cohn schreibt etwas vorsichtiger: "Wenn Hermann [von Salza] im Oktober 1210 bei der Krönung Johannes von Brienne zum König von Jerusalem anwesend war, so sicher in seiner neuen Würde". Johann von Brienne wurde bald allgemein beliebt. Er bewies Takt in der Behandlung seiner Lehnsleute und der Ritterorden, was Hermann von Salza nur recht sein konnte. Außerdem bewies der neue König Vorsicht im Umgang mit den Muselmanen. Er tat genau das, was seine "Dienstherren" von ihm erwartet hatten. Steven Runciman schreibt in "Geschichte der Kreuzzüge" dazu: "... Doch abgesehen von seiner [Johann von Brienne] Armut war er für die Stellung nicht schlecht geeignet. Er besaß eine umfassende Kenntnis der Weltpolitik, und sein Alter bot eine Gewähr dafür, daß er sich nicht in unüberlegte Abenteuer stürzen würde. Um ihn annehmbarer zu machen, gaben König Philipp [von Frankreich] und Papst Innozenz ein jeder eine Mitgift von 40 000 Pfund Silber." Das Jahr 1210 endete für den Deutschen Ritterorden unter Hochmeister Hermann von Salza und für Deutschland nicht besonders zuversichtlich. Im Herbst 1210 eröffnete Kaiser Otto IV. entgegen aller dem Papst gemachten Zusagen den Angriff auf Sizilien. Daraufhin bannte Papst Innozenz III. am 18. November 1210 Otto IV. und leitete damit das Ende der Herrschaft dieses Kaisers ein. Hermann von Salza stand jedoch mit seinen Ordensrittern vor großen Aufgaben, über die im nächsten Teil berichtet werden soll.




Ritter des deutschen Ordens ( aus "Düsteres Mittelalter" )

Dieter Deubner Bad Langensalza 20. September 2004