Elisabethkirche Marburg - Grab der hl. Elisabeth. Foto: Dieter Deubner





Das ganze Jahr für den Kaiser auf Reisen {1236}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 43

Der Aufenthalt Hermann von Salzas bei Papst Gregor IX. in Viterbo zog sich bis Anfang Februar hin. Doch auch zum vereinbarten Termin, dem 2. Februar 1236, waren die Lombarden immer noch nicht eingetroffen. Trotzdem hatte der Hochmeister diese Zeit sehr gut genutzt, um ebenfalls andere offene Fragen mit Gregor zu besprechen und vielfältige Verhandlungen zu führen. Die Ergebnisse finden sich in einer Reihe von päpstlichen Briefen und auch kaiserlichen Anordnungen vom Januar bis zum März 1236. So bestätigte Papst Gregor IX. am 12. Januar den Vergleich zwischen dem Herzog von Masowien und dem Deutschen Orden über die Zukunft des Dobriner Ritterordens, den der päpstliche Legat Wilhelm von Modena im Jahr 1235 in Polen erreichen konnte. Wilhelm von Modena erhielt in diesen Tagen eine Reihe von Ermächtigungen gegenüber den Fürsten und Geistlichen in Polen und Preußen, die aus den Absprachen Hermann von Salzas mit Papst Gregor hervorgegangen waren.

Einen großen Raum müssen die Verhandlungen mit einer Delegation aus dem Königreich Jerusalem eingenommen haben. Diese Verhandlungen sollten einen seit etlichen Jahren bestehenden Konflikt zwischen dem Kaiser und den Bürgern von Akkon endlich beenden. Auch wenn der Papst in seinen Briefen vom 19. und 21. Februar 1236 von einem Erfolg sprach, zeigte die Zukunft, dass dieser Konflikt keinesfalls gelöst worden war. Der oberste kaiserliche Regierungsbeamte Peter de Vinea bringt es in einem Brief an ein anderes Regierungsmitglied auf den Punkt. Er schreibt dem Großhofjustitiar Heinrich de Morra: "dass die an die Ankunft des meisters H[ermann] geknüpften Hoffnungen, wie er und magister Petrus de S. Germano vorausgesehen, sich in nichts aufgelöst hätten; ermahnt ihn, mit der Absendung von Verstärkungen nach Tyrus nicht zu säumen; ...". Das steht in Nr. 13203 der Regesten Imperii. Dieser Peter de Vinea war kein Freund des Hochmeisters und seiner den Ausgleich suchenden Politik. Es ist aber auch das erste ernsthafte Anzeichen der Ablehnung der Ansichten Hermann von Salzas.

Der Hochmeister ist also wohl noch vor dem 11. Februar 1236 mit der kaiserlichen Delegation von Viterbo nach Piecenza gezogen, wo Gespräche mit den kaisertreuen lombardischen Städten geführt wurden. Danach ging es über die Alpen zurück nach Deutschland und in Speyer ist Hermann von Salza im April 1236 Zeuge auf einer kaiserlichen Urkunde für das Kloster Peterlingen in Burgund.

Am 1. Mai 1236 nimmt Hermann von Salza zusammen mit Kaiser Friedrich II. in Marburg an der feierlichen Grablegung der Heiligen Elisabeth von Thüringen teil. In diesen Tagen müssen tausende von Menschen in Marburg versammelt gewesen sein, so berichten die Chronisten. Besonders Friedrich nutzte dieses Ereignis, um sich ins rechte Licht zu stellen. Ernst W. Wies schreibt in seinem Buch "Friedrich II. von Hohenstaufen - Messias oder Antichrist" dazu: "Bevor der Kaiser 1236 Deutschland verläßt, ehrte er eine Frau in besonderer Weise: die heilige Elisabeth von Thüringen, die verstorbene Frau seines Verwandten, des auf dem Kreuzzug bei Otranto verstorbenen Landgrafen Ludwigs IV. von Thüringen. Er wohnte der Erhebung der Heiligen bei und ehrte ihren Leichnam mit einer seiner Kronen." In der Reihe "Die Heilige Elisabeth und Hermann von Salza" im Magazin MOMENT. möchte ich demnächst näher darauf eingehen.

Bereits am 2. Mai 1236 zog der Kaiser und mit ihm Hermann von Salza nach Wetzlar und von dort nach Koblenz und Boppard. Friedrich bereitete seinen Lombardenfeldzug vor und das ganz sicher nicht zur Freude Hermann von Salzas. In einem Brief vom Mai 1236 an den französischen König Ludwig IX. den Heiligen, geschrieben wohl aus Wetzlar, erklärt Friedrich seine Gründe. Klaus J. Heinisch hat diesen Brief in seinem Buch "Friedrich II. in Briefen und Berichten" veröffentlicht. Einige Zitate sollen den damaligen Schreibstil zeigen. "Nur widerwillig reden Wir, aber Wir können nicht schweigen. Die Axt nämlich, die bereits an die Wurzel des Baumes gelegt ist und das Schwert, das fast bis zum Herzen dringt, lösten die Lippen. … Auf die Bitten und Mahnungen des Apostolischen Stuhles und auf das eifrige Drängen des Ordensmeisters der Deutschritter von Jerusalem übertrugen Wir in einer feierlichen Beratung in Mainz die obengenannten Angelegenheiten wiederum der Kirche, die sie bis zum Weihnachtsfeste zu Unserer Ehre und Vorteil des Reiches beilegen sollte.... Sie verspotteten zudem vielfach den Ordensmeister, der nichtsdestoweniger mit löblichem Eifer sorglich das Gut des Friedens verfolgte…." Wenigstens der Kaiser stand da noch zum Hochmeister.

Von Boppard, wo Friedrich Hermann von Salza und seinen Ordensbrüdern eine Schenkung bestätigte, zog der kaiserliche Tross nach Wiesbaden, wo der Kaiser das Pfingstfest feierte. Hermann von Salza hatte sich derweilen nach Marburg begeben, wo um den 20. Mai 1236 ein Generalkapitel des Ordens stattfand. Die vom Orden nach Livland geschickten beiden Komture waren aber zu diesem Zeitpunkt immer noch nicht in Marburg eingetroffen. Deshalb beauftragte Hermann seinen Stellvertreter Ludwig von Öttingen mit der Entgegennahme des Berichtes der Kundschafter. Er selbst musste weiter nach Würzburg zum Kaiser, den er Ende Mai dort erreichte. Es gibt aus Würzburg eine kaiserliche Urkunde für die Stadt Worms, auf der Hermann von Salza zusammen mit dem Landgrafen Heinrich von Thüringen Zeuge ist. Ob der Hochmeister von Würzburg den Kaiser nach Donauwörth begleitet hat, lässt sich nicht nachweisen. Da auf einer kaiserlichen Urkunde aus Werda in Schwaben, dem heutigen Donauwörth, vom Juli 1236 nur der Landgraf Zeuge ist, könnte Hermann von Würzburg aus nochmal Richtung Thüringen gezogen sein. Dafür gibt es aber keine Beweise. Hermann von Salza war aber erst im Juli in Augsburg wieder beim Kaiser. Friedrich bestätigte in Augsburg ein Privileg seines Großvaters Friedrich Barbarossa für die Juden von Worms. Unter den Zeugen findet man den Landgrafen Heinrich von Thüringen, den Deutschordensbruder Bertold von Tannenrode und den Bruder Hermann, Deutschordensmeister.

In Augsburg wird Hermann von Salza auch den am 10. Juni in Terni geschriebenen Brief des Papstes erhalten haben. Darin drückt Gregor dem Deutschordensmeister sein Befremden aus, "das dieser ihn mehrfach aufgefordert habe, nicht gegen den kaiser vorzugehen, da ein solches vorgehen gar nicht in seiner absicht liege und er denen, die ihn dazu verleiten wollen, sein ohr verschliesse, da er schon vor empfang der kaiserlichen schreiben beschlossen habe, den bischof von Palestrina zur betreibung des friedens in die Lombardei zu schicken, so könne er das ersuchen des kaisers, den patriarchen von Antiochia zu schicken, nicht erfüllen, nicht erfüllen, befiehlt ihm, da der kaiser angeblich bald selbst in diese gegenden komme, ihm vorauseilend schleunig zu ihm zu kommen." So steht es in den Regesta Imperii Nr. 7147. Der Papst hatte am gleichen Tag auch dem Kaiser diesbezüglich geschrieben.

Hermann von Salza muss dann bereits vor dem 11. Juli nach Italien aufgebrochen sein. Auf einer Urkunde des Kaisers um den 11. Juli 1236 aus Augsburg findet er sich nicht mehr. Friedrich war dann am 24. Juli mit seinen Heerscharen nach Italien aufgebrochen. Der Hochmeister war aber nicht zum Papst gereist. In einem Brief des Kaisers an den Papst vom Oktober 1236 teilt Friedrich diesem mit, dass er wegen der feindlichen Handlungen der Lombarden den Deutschordensmeister mit dem Bischof von Reggio zu Verhandlungen nach Mantua geschickt habe, "obwohl er wegen der von den Gegner eingenommenen feindlichen Stellung keinen Erfolg erwartete" [Reg. Imp. Nr. 2190c]. Dieser Erfolg ist auch nicht eingetreten. Danach belagerte der Kaiser Mantua und zog dann Ende September weiter nach Cremona, von wo aus, wohl im Oktober, Hermann von Salza, diesmal mit Peter von Vinea und Thadeus von Suessa, erneut mit den Lombarden verhandelte, doch auch diesmal ohne Erfolg. Ende November verließ der Kaiser die Lombardei. In Österreich gab es Kämpfe mit dem rebellischen Herzog Friedrich dem Streitbaren von Österreich. Deshalb zog der Kaiser noch vor Winterbeginn nach Österreich. Am 25. Dezember waren Friedrich und der Deutschordensmeister in Graz. Hermann von Salza ist aber weiter nach Wien gereist, wo ihn noch Ende Dezember die wichtigsten Ordensgebietiger sehnlichst erwarteten.

Aus der Schilderung der Ereignisse des Jahres 1236 ist der große Stress des Hochmeisters zu erkennen, dem der jetzt wohl Vierundsiebzigjährige in jenem Jahr ausgesetzt war. Wenn man die Reisestrecken seines Itinerars zusammenrechnet, kommt man auf rund 3600 km und das war sicher eine ganz enorme Leistung.
Im nächsten Teil werde ich noch auf einige wichtige Ereignisse des Jahres 1236 speziell eingehen.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 18. April 2008