Die Römerstrasse "Via Claudia Augusta" an der deutsch-österreichischen Grenze bei Reutte. Sie wurde sicher auch von Hermann von Salza auf seinen Reisen benutzt





Hermann von Salza in Thüringen
{1201 bis 1206}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 4

Die im Jahre 1199 zum Ritterorden erhobene Gemeinschaft von Akkon hatte in den nächsten Jahren offensichtlich nur eine bescheidene Existenz geführt und allenfalls langsam an Besitz und Mitgliedern zugenommen. Der Grund dafür ist leicht zu erkennen: Es ist der Thronstreit nach dem Tode Heinrich VI., die Schwäche des staufischen Königtums, dem der Orden seine Entstehung vor allem zu verdanken gehabt hat." Das schreibt Hartmut Bookmann in seinem Buch "Der Deutsche Orden". Man muß jedoch von einer zwar langsamen aber stetigen Entwicklung in diesen Jahren ausgehen. Neben den bereits nach 1190 in einigen italienischen und sizilianischen Städten gegründeten Kommenden (Niederlassungen des Ordens) kamen im Jahre 1200 Besitzungen in Bozen und in der Steiermark hinzu. Auch in Thüringen entstand die erste Kommende. Erzbischof Ludolf von Magdeburg schenkte dem Deutschen Orden eine bei der Stadt Halle gelegene Hofstätte. Bis 1203 entstand dort ein Hospital - das Deutschordenshospital St. Kunigund von Halle. 1180 waren die Thüringer Landgrafen mit der Pfalzgrafschaft Sachsen belehnt worden, die bis Halle reichte. Am 1. März 1201 stellte sich die Entscheidung des Ordens, sich an Otto IV. als den entscheidenden Politiker im deutschen Reich zu halten, als richtig heraus. An diesem Tag verkündete der päpstliche Gesandte von Praeneste in Köln: Papst Innozenz III. hat sich für Otto IV. entschieden. Gleichzeitig bannte der Papst den Stauferanhang. Die Zahl der Ordensniederlassungen stieg ständig. Sie wurden teilweise regional in sogenannte Balleien zusammengefasst. 1203 wird die Ballei Thüringen als eine der ältesten Balleien des Ordens erwähnt. Der erste Sitz dieser Ballei war Altenburg oder Halle. 1203 ersuchte der armenische König Leo den Papst, die armenische Kirche unmittelbar der Oberaufsicht Roms zu unterstellen. Ausgangspunkt dieser Überlegungen war der beginnende 4. Kreuzzug, der ja mit der Zerstörung Konstantinopels ein sehr unrühmliches Ende fand. Das damalige Armenien war nicht weit von Konstantinopel entfernt. Der Brief an den Papst wurde von Hermann von Salza überbracht. Es gibt dazu in einer Biographie über Hermann von Salza einen entsprechenden Hinweis, der von späteren Darstellungen gestützt wird. 1204 schloss König Amalrich von Jerusalem mit Sultan el-Adil einen Waffenstillstand ab, der bis Juli 1210 gelten sollte. Dieses Datum wird für Hermann von Salza noch große Bedeutung haben. (Sultan el-Adil war der Bruder des Sultans Saladin, den ich im 2.Teil meiner Beiträge zum Leben Hermanns von Salza 1195 sterben ließ. Er ist jedoch schon am 3. März 1193 verstorben.) Am 1. April 1205 starb der König von Zypern und Jerusalem Amalrich nach kurzer Krankheit infolge übermäßigen Fischgenusses. Und auch seine Frau starb wenige Monate später. Thronfolgerin wurde im Königreich Jerusalem die dreizehnjährige Tochter Maria, für die der Herr von Beirut, Johann von Ibelin als Regent eingesetzt wurde. Dieser Johann von Ibelin gehörte 1198 zu den einheimischen Vertretern des Gründerrates des Deutschen Ritterordens. "... und auch in Deutschland müssen schon im Jahre 1206 seine Besitzungen (des Deutschen Ordens) nicht mehr gering gewesen sein, als König Philipp dieselben im ganzen Umfang des Römischen Reiches in seinen Schutz nahm und demselben eben damals glänzende Aussichten eröffnete durch das Privilegium, dass auch reichslehnbare Güter von jedermann durch Schenkung oder Verkauf dem Orden zugewendet werden dürften". So schreibt Adolf Koch in seiner Biographie "Hermann von Salza". Das war sicher Landgraf Hermann I. zu verdanken, der sich in diesen Jahren wieder mehr auf die Seite der Staufer schlug. Vermittelt wurde es möglicherweise von Otto von Botenlauben. Er war von 1206 bis 1207 auf "Heimatkurs" und hatte wohl zu den Besuchern des Sängerkrieges auf der Wartburg gehört. Obwohl Otto von Botenlauben kein Ordensritter war, hatte er gute Kontakte zum Orden und besonders zu Hermann von Salza. Aus dem Jahr 1206 ist eine Urkunde aus der engeren Heimat erhalten, aus der entnommen werden kann, dass auch Hermann von Salza sich in dieser Zeit in Thüringen aufgehalten haben muss. Im "Urkundenbuch der Stadt und des Kreises Langensalza" von Prof. A. Wenzel Urkunde 316. bestätigte Landgraf Hermann I. von Thüringen am 15. Juli 1206 in Thamsbrück einen Vergleich zwischen dem Abt Albold des Klosters Volkenrode und Rudolf von Körner, dem Vogt von Volkenroda. Unter den Zeugen dieses Vergleichs finden wir neben einem Ludewicus de Almenhusen und Fridericus de Eueleiven (Ebeleben) sowie Erberher de Salza, unseren Hermann de(von) Salza. Prof. Wenzel erklärt ihn dabei als Bruder Hugos u. Günthers von Salza und bezieht sich dabei auf eine Urkunde aus dem Jahr 1174 im gleichen Buch . Mit dieser Urkunde von 1206 ist zum ersten Mal der Thamsbrücker Dingstuhl erwähnt worden, der im 13. Jahrhundert einer der 4 thüringischen Gerichtsorte war. Hermann von Salza war also 1206 gemeinsam mit Otto I. von Botenlauben nach Thüringen gekommen und vor 1208 wieder ins Heilige Land zurückgekehrt. Es gibt einen Hinweis auf eine Urkundenbezeugung durch Otto von Botenlauben in Syrien im Jahr 1208. Auf ihrer "Rücktour" ins Heilige Land können beide auch noch Ungarn besucht haben. Der Bruder der Mutter Ottos von Botenlauben war der Vater der Gertrud von Andechs-Meran, die am 7. Juli 1207 ihre Tochter Elisabeth zur Welt brachte, Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und spätere Heilige Elisabeth von Thüringen. Niels von Holst schreibt in seinem Buch " Der Deutsche Ritterorden und seine Bauten": "Elisabeth von Ungarn. Geboren 1207 in Pressburg als Tochter von König Andreas II. und Gertrud von Meran, seit 1211 auf der Wartburg, Eheschließung mit Ludwig IV. von Thüringen. Die Ehe < wohl gestiftet von Hermann von Salza> nach W. Hubatsch.".Hermann von Salza hatte auch von Beginn seiner Hochmeisterschaft an sehr enge Verbindungen zum ungarischen Königshaus. Nach der Rückkehr nach Akkon um 1207 heiratete Otto von Botenlauben Beatrix de Courtenay, die älteste Tochter des Titular-Grafen Joscelin III. de Courtenay. Er war der Seneschall des Königreichs Jerusalem. Beatrix war eine "überaus schöne" und vor allem reiche Witwe. Ihr verstorbener Mann Wilhelm de Lusignan, war der Bruder der Könige von Jerusalem Guido und Amalrich. Deshalb war es für Otto von Botenlauben und seiner Frau sicher ein leichtes, nach der Hochzeit dem Hospital in Akkon 1208 eine reiche Schenkung zu machen. Am 2. Juni 1206 war Hochmeister Otto von Kerpen verstorben. Beda Dudik schreibt in seinem Buch " Des hohen deutschen Ritterordens Münzsammlung" : "II. Otto von Kerpen ( 1200 bis 2. Juni 1206 )" und bemerkt dazu: "Aus dieser Zeit ist keine Urkunde vorhanden". Im vorigen Beitrag hatte ich auch davon geschrieben, dass Otto von Kerpen 1206 oder 1208 gestorben ist. Der Lösung dieser Frage und der Frage über den weiteren Weg Hermann von Salzas werde ich mich in der nächsten Fortsetzung widmen.




Der Nikolausturm in Thamsbrück. Der Bergfried aus dem 12. Jahrhundert ist allein vom damaligen Schloß des Grafen Ludwig von Thamsbrück, einem Bruder des Thüringer Landgrafen Ludwig II. in unsere Zeit gekommen.


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 15. August 2004