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Die Reise nach Deutschland {1235}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 39

König Heinrich, der Sohn des Kaisers, hatte sich im Dezember des vergangenen Jahres durch das Bündnis mit dem Lombardenbund endgültig gegen seinen Vater gestellt. Dass der Kaiser das nicht tatenlos geschehen lassen würde, war absolut sicher. Trotz der anstehenden Hochzeitsvorbereitungen gab es bereits vom Januar 1235 eine Reaktion auf die Provokation des Kaisersohnes. Am 29. Januar schrieb Friedrich aus Barletta an die deutschen Fürsten einen Brief, in dem er sie für ihre Anhänglichkeit zu ihm lobt und besonders darauf eingeht, dass sie ihn zum König gewählt hätten und wie sie auch damals seinen Sohn als seinen Statthalter akzeptiert hätten und diesen auch zu ihren Könige gewählt hätten. "… wie aber dieser gegen alles erwartete seine befehle verachtet, und schlecht berathen sich gegen die fürsten seine augäpfel gewendet und sie bedrückt habe, weshalb er dann an die gränzen Deutschlands gekommen und eidliches gelöbniss besseren betragens von seinem sohne empfangen, dieser aber demungeachtet schamlos dagegen gehandelt habe, weshalb er sie nun auffordert demselben zu widerstehen und ihm selbst demnächst in Friaul entgegen zu kommen." Soweit das Originalzitat aus den Regesta Imperii Nr. 2075. In dieser Zeit schrieb er auch an die Bürger von Worms, dass er in Kürze persönlich zu ihnen kommen werde und ihnen dann allen erlittenen Schaden reichlich vergüten wolle. Die Wormser hatten sich Ende des Jahres 1234 geweigert, dem König Heinrich gegenüber einen Treueeid zu leisten, in dem sie ihn auch gegen seinen Vater unterstützen sollten. Der König muss nicht zimperlich mit den Wormser Bürgern umgegangen sein. Ob damals schon feststand, dass die Hochzeit des Kaisers in Worms stattfinden würde, habe ich nicht herausfinden können. Am 27. März 1235 teilte der Kaiser seine bevorstehende Deutschlandreise auch dem Papst mit. Andreas Lorck schreibt darüber: "Dem Papste, dem die Römer Frieden angeboten hatten, schreibt er von Foggia aus, er räth, sich nicht durch den Umstand, dass ihn die Nothwendigkeit in entfernte Gegenden rufe, zu einem weniger ehrenvollen Frieden bestimmen zu lassen; denn wenn er auch den Zug, den er vorhabe, nicht aufgeben könne, so werde er doch stets zur Verteidigung der Kirche bereit sein." Im gleichen Brief beglaubigte der Kaiser den Deutschordensmeister Hermann von Salza, den er zu Ostern an die Kurie schicken wollte, um noch offene Frage zu verhandeln. Das zeigt aber auch, dass Hermann in dieser Zeit beim Kaiser war und diese Reise mit vorbereitet hatte. Von Foggia bis nach Perugia sind es etwa 450 km. Hermann muss gleich nach dem 27. März aufgebrochen sein, wenn er zu Ostern (8. April) bei Gregor sein wollte. Der Kaiser und sein Sohn Conrad haben dann nach dem 8. April ihre Reise begonnen.

In Perugia wird Hermann auch mit dem neuen Ordensbruder Konrad von Thüringen zusammengekommen sein. Dieser gehörte zur Gesandtschaft, die die im Januar aufgenommenen Protokolle zum Leben und zu den Wundern der Landgräfin Elisabeth dem Papst überbringen sollte. Der Hochmeister wird dabei sicher auch dem Papst die bevorzugte Bearbeitung dieser Angelegenheit nahegelegt haben. Es gibt Hinweise darauf, dass sich einige Kardinäle damals darüber aufgeregt haben sollen.

Das wichtigste Ergebnis seiner Verhandlungen war die Zustimmung des Papstes zur Vorgehensweise des Kaisers dem Sohn gegenüber. Außerdem war der Papst bereit in einem Brief dem französischen König die Angst zu nehmen, dass die Heirat des Kaisers keine Verschlechterung im Verhältnis zwischen Deutschland und Frankreich zur Folge hätte. Hermann erreichte in diesen Tagen auch weitere Privilegien für seinen Orden. So nahm Gregor am 13. April 1235 die Kommende Sterzing am Brenner in seinen Schutz, was zu einer besseren Sicherheit der Ordensbrüder bei den Alpenüberquerungen führte. Über die letzte in diesen Tagen in Perugia vom Papst dem Orden verbriefte Bestätigung schreibt Willy Cohn: "Es entspricht nun wiederum ganz der vom Hochmeister befolgten Taktik, daß er die Tage seines Aufenthaltes an der Kurie und die Gelegenheit, mit dem Papst sich vertraut auszusprechen, auch für den deutschen Orden ausnutzte. So brachte er eine päpstliche Bulle mit, durch die der Papst die Einverleibung des Ritterordens von Dobrin in den Deutschritterorden bestätigte, die Bischof Peter von Plock ausgesprochen hatte." Dass solche päpstlichen Entscheidungen nicht immer sofort wirksam werden konnten, zeigte sich in diesem Falle. Der Dobriner Orden war keineswegs begeistert von der Entscheidung, auch Herzog Konrad von Masowien nicht. Erst durch Vermittlung des päpstlichen Legaten Wilhelm von Modena konnte am 16. Oktober 1235 ein Vergleich beider Orden und des Herzogs erreicht werden.

Ende April war Hermann zu Friedrich zurückgekehrt, der in Fano an der Adriatischen Küste in der zweiten Aprilhälfte noch einen Hoftag abgehalten hatte. Der Hochmeister muss vor dem 25. April in Fano eingetroffen sein. Es gibt einen Brief des Kaisers von diesem Tage an den König von Frankreich. Friedrich "erbietet sich da er ietzt nach Deutschland geht mit dem König an einem vorzuschlagenden Orte zusammen zu kommen." [Reg. Imp Nr. 2087]. Das wäre ohne das Wissen um den Brief des Papstes an den König von Frankreich vom 16. April sicher nicht geschehen.

Anfang Mai begann dann die eigentliche Reise nach Deutschland. Von Rimini aus wurde mit dem Schiff nach Aquileja übergesetzt. Diese Route ersparte dem Kaiser, auch wenn nur er mit kleinem Gefolge unterwegs war, die Berührung von Lombardischen Besitzungen. In Cividale östlich von Udine wurde Friedrich von den deutschen Fürsten gebührend empfangen. Die Reise ging dann nach Norden in die Steiermark, wo es kurz vor Pfingsten 1235 zu Verhandlungen mit dem Herzog Friedrich II. von Österreich kam. In einem Brief aus dem Jahre 1236 schreibt Friedrich dazu: "Er habe im Vertrauen auf den Herzog und um ihm ein Zeichen seiner Gunst zu gewähren sich in terram suam Stirie begeben, der dann aber dort 2000 Mark zum Kriege gegen Böhmen und Ungarn verlangt und auf des Kaisers Weigerung erklärt habe, dass er ihm nicht weiter dienen werde." [Reg. Imp. 2089e]. Damit war der Herzog von Österreich, er wurde 1238 der Schwager des Landgrafen Heinrich Raspe, wohl der einzige deutsche Fürst, der weiterhin zum König Heinrich hielt. Auf den meisten kaiserlichen Urkunden aus diesen Tagen ist Hermann von Salza als Zeuge zu finden. Als Zeuge findet sich auf diesen Urkunden auch Hermann von [Weimar-] Orlamünde. Er muss zu den deutschen Fürsten gezählt werden, die den Kaiser in Aquileja empfangen haben.

Während der Kaiser und mit ihm Hermann von Salza sich immer weiter nach Norden bewegte, erhielt in Perugia zu Pfingsten ein Ereignis seine Krönung, das ganz besonders für Thüringen von großer Bedeutung war. Am 26. Mai 1235 stellte der Papst die Heiligsprechungsbulle für die verstorbene Landgräfin Elisabeth von Thüringen aus. Die Publikation der Heiligsprechung der Elisabeth erfolgte am Pfingsttag in der Dominikanerkirche in Perugia. Josef Leinweber erwähnt in seinem Buch über "Das Kirchliche Heiligsprechungsverfahren bis zum Jahre 1234", dass Konrad von Thüringen am Tage der Heiligsprechung Gast des Papstes gewesen war. Das muss eine seltene Ausnahme gewesen sein. Papst Gregor hatte am 30. Mai auch einen Ablass für den Bau der Elisabethkirche in Marburg verliehen.

Am 30. und 31. Mai war Friedrich II. mit seinem Gefolge im Benediktinerstift Admont zu Gast. Über Wels verließ der Kaiser Anfang Juni Österreich. Dort waren die letzten Urkunden auf dem Gebiet des Herzogs von Österreich aufgesetzt worden. Auch hier sind Hermann von Salza und Hermann von Orlamünde als Zeugen aufgeführt.

In Regensburg gab es eine Aussprache mit dem Herzog Otto von Bayern und anderen Fürsten. Dabei ist es sicher um die Situation mit König Heinrich gegangen. Der Vater von Herzog Otto war einige Jahre Berater des Kaisersohnes. Auch das Verhältnis von Bayern zu Österreich wird eine Rolle bei diesen Gesprächen gespielt haben. Von Regensburg zog der Kaiser nach Nürnberg. Auch wenn es nicht endgültig geklärt werden kann, Hermann von Salza hatte sich wohl in Regensburg vom Kaiser getrennt und sich zum König Heinrich nach Wimpfen auf den Weg gemacht. Für die etwa 270 km wird er 5 bis 6 Tage benötigt haben. In Wimpfen muss er sich mit dem Ordensbruder Berthold von Tannroda getroffen haben, der sicher nicht mit ihm aus Italien gekommen war. Andreas Lorck schreibt: "Die annales Marbacenses berichten, dass Heinrich persuasu cujusdam Hermanni magistri domus Theutonicorum et fratris B. ejusdam domus, zum Vater gekommen sei." Diese Darstellung hat einige Historiker irritiert. Es war zeitlich keine Schwierigkeit für den Hochmeister vor dem Aufenthalt in Nürnberg die Situation mit König Heinrich abzuklären. So wird er mit den Gesandten des Königs, die die Unterwerfung Heinrichs anbieten sollten, nach Nürnberg zum Kaiser gezogen sein. Diese vier Reitertage lassen sich im Itinerar Hermanns nachvollziehen. Vor allem, wenn man die Reaktion des Kaisers am 22. Juni 1235 berücksichtigt. In den Regesten Imperii Nr. 2097 steht dazu: "Friedrich II. empfiehlt allen prälaten herzogen markgrafen dienstmannen schultheissen vögten und überhaupt allen im reich die häuser büder dienstleute und güter des Deutschordens, da er diesen als ein werk seiner vorfahren zu mehren wünscht, und dessen meister Hermann ihm sehr werth ist." Friedrich hat immer dann, wenn ihm Hermann von Salza einen besonderen Dienst erwiesen hatte, dem Orden seine Gunst erwiesen. So wird es auch am 22. Juni 1235 in Nürnberg gewesen sein.
Die Ereignisse der nächsten Wochen sind dann im nächsten Teil zu erleben.

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Dieter Deubner Bad Langensalza, den 23. November 2007