Die hl. Elisabeth und ihr geistiger Zuchtmeister Konrad von Marburg 1230. © 1985 Gerhard Oberlik aus: www.janssenart.de





Die Reise nach Jerusalem {1232}

Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - eines bedeutenden Langensalzaers - Teil 33

Im Herbst 1232 reiste der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza auf dem Seewege nach Akkon. Er wollte im Auftrag des Kaisers und mit Zustimmung des Papstes mit den Oppositionellen in Palästina verhandeln, die seit der Krönung des Kaisers im Frühjahr 1229 sich immer mehr gegen Friedrich wandten. Helmuth Kluger schreibt dazu: "Beinahe noch schwerwiegender erschien ihm offensichtlich die Aussicht auf einen Erfolg der antistaufischen Opposition im Heiligen Land, denn mitten in den Lombardenverhandlungen begab er sich 1232/33 über Meer". Mit ihm war der Patriarch Albert von Antiochia vom Papst beauftragt worden, in dieser Angelegenheit für Frieden zu sorgen. Gregor hatte im Sommer einem der führenden Kräfte dieser gegen die Politik Friedrichs gerichteten Opposition, dem Patriarchen Gerold von Jerusalem, das Legatenamt entzogen. Doch auch viele fränkische Adlige und besonders die Akkoner Kommune lehnten sich gegen den Kaiser auf. "Die Templerritter und Hospitaliter (Johanniter) waren durch ihre gemeinsame Abneigung gegen Kaiser Friedrich veranlaßt worden, eine Zeitlang zusammenzuwirken,…". Diese Einschätzung der Situation findet man bei Steven Runciman, der in seinem Buch "Geschichte der Kreuzzüge" sehr detailiert über die internen Zusammenhänge in Palästina berichtet. Es gibt jedoch kaum konkrete Angaben über das Ergebnis dieser Palästinareise. Man muss aber davon ausgehen, dass Hermann von Salza die Zeit sicher genutzt haben wird, um seinen Orden in dieser schwierigen Situation entsprechend zu unterstützen. So war der Aufbau des vorgesehenen Ordensstaates keineswegs auf der Stufe, wie es eigentlich vorgesehen war. Auch an der Hauptburg des Ordens, Montfort, mit deren Bau 1229 begonnen worden war, wurde noch gebaut.

Da von Hermann von Salza in den nächsten Monaten nichts berichtet werden kann, möchte ich noch auf zwei Ereignisse im Jahre 1232 eingehen, die für den Deutschen Orden von Bedeutung waren. Im "castrum wiszense", der Schriftenreihe des Vereins zur Rettung und Erhaltung der Runneburg in Weißensee/Thür. e.V. Nr. 4/1996 "Die Geschichte der Johanniterkommende Weißensee in Thüringen", berichtet Gerd Schlegel über den Streit um das Franziskus-Hospital der verwitweten Landgräfin Elisabeth von Thüringen in Marburg. "Elisabeth von Thüringen hatte kurz vor ihrem Tode veranlaßt, daß ihr ganzer Besitz den Johannitern übertragen werden sollte. Das geschah ohne Wissen des Landgrafenhauses, des Mainzer Diözesanbischofs und vermutlich auch Konrads von Marburg. Was Elisabeth dazu bewogen hatte, läßt sich nicht genau bestimmen. Wahrscheinlich waren die Grafen von Battenberg an ihrer Entscheidungsfindung mit beteiligt. [Graf Werner II. von Battenberg-Wittgenstein, ein enger Vertrauter der Landgräfin, war 1230/31 dem Johanniterorden beigetreten.] Vermutlich versuchte Elisabeth auch, ihr Hospital mit der Übertragung an die als Hospitalorden weit gerühmten Johanniter für die Zukunft abzusichern. Nach Elisabeths Tode 1231 brach um das Hospital in Marburg ein so schwerer Streit aus, daß sogar Papst Gregor IX. zur Schlichtung angerufen wurde." Die beiden Landgrafen, Heinrich Raspe(IV.) und Konrad sowie der Magister Konrad von Marburg, konnten mit dieser Entscheidung aus unterschiedlichen Gründen nicht einverstanden sein. Seit Ende des 12. Jahrhundert hatten die Ludowinger dem Deutschen Orden ihre besondere Gunst erwiesen, sie waren ja auch an seiner Gründung maßgeblich beteiligt und der verstorbene Landgraf Ludwig "der Heilige", der Gemahl der Elisabeth, war mit Hermann von Salza eng verbunden gewesen. Deshalb kam für die beiden Landgrafen eine Verbindung zum Johanniterorden nicht in Frage. Magister Konrad, der sie in ihren Ansichten unterstützte, hatte aber auch eigennützige Ziele, die er mit dem Franziskus-Hospital zu verwirklichen suchte. Er war vom Papst zum obersten Ketzer-jäger ernannt worden und sah in der verstorbenen Elisabeth eine Möglichkeit, deren caritatives Handeln als Argument gegen die "angeblichen" Ketzer zu verwenden. Er hatte sich außerdem angeboten, über das Leben und die Wunder der Elisabeth einen Bericht an den Papst zu verfassen. Deshalb musste der Streit im Sinne der Landgrafen beendet werden.

Der Erzbischof von Mainz, Siegfried III., stand anfangs auf Seiten der Johanniter, musste nach Einspruch des Papstes aber am 27. Juli 1232 sogar erklären: "daß er niemals den Johannitern zum Besitz des Hospitals habe verhelfen wollen, das die verstorbene Landgräfin Elisabeth, Witwe des Landgrafen Ludwig von Thüringen, bei der Stadt Marburg erbaut habe. Folglich wurde der Anspruch des Johanniterordens auf das Franziskus-Hospital zu Marburg mit Urkunde vom 2. August 1232 zurückgewiesen." In den Regesta Imperii gibt es vom 14. Oktober 1232 zwei Einträge, die zu obiger Angelegenheit passen: "Nr. 6914. - Gregor IX. beauftragt den Erzbischof von Mainz, den Abt von Ebersbach und den Bruder Conrad von Marburg, predicator verbei die in Alamannia, das tugendhafte Leben der verstorbenen Landgräfin Elisabeth und die an deren Grab geschehenen Wunder in Bezug auf die Frage von deren Heiligsprechung zu untersuchen und darüber zu berichten". Und "Nr. 6915. - Gregor beauftragt Conrad von Marburg, das Hospital in Marburg zu schützen." Diese Urkunde ist auch in den "Epistolae Saeculi XIII e Regestis Pontificum Romanorum ausgewählt von G. H. Pertz" veröffentlicht, aber leider nur in Lateinisch. Der Buchtitel heißt auf Deutsch "Briefe des 13. Jahrhunderts aus den Regesten des römischen Priesterkollegiums". Das Bild "Die hl. Elisabeth und ihr geistiger Zuchtmeister Konrad von Marburg 1230" gehört zu den Wandgemälden von Peter Janssen d. Ä. in der alten Aula der Philipps-Universität zu Marburg.

Das zweite Ereignis wird am 9. Dezember in den Regesta Imperii unter Nr. 4262 dokumentiert: "König Heinrich (VII.) verleiht in Speyer die Schulen in Mühlhausen, wie die dortigen Bürger ihm hierzu das Recht anerkannt haben, der St. Blasiuskirche daselbst, dergestalt dass der dortige Pfarrer und dessen Nachfolger die gedachten Schulen samt dem sogenannten Königsalmosen zu Mühlhausen hinfort besetzen mögen". Auch im Urkundenbuch der Deutschordensballei Thüringen von Karl H. Lampe steht diese Urkunde. Aber auch hier ist kein direkter Hinweis auf den Deutschen Orden zu erkennen. Da aber bereits 1224 die Kirche Divi Blasii von Mühlhausen/Thür. dem Deutschen Orden übertragen worden war, dürfte die Eintragung vom Eckardt Lange in "Die Geschichte des Dorfes Nägelstedt": "1232 Der Deutsche Ritterorden befaßt sich mit dem Unterricht der Jugend. Der Sohn von Kaiser Friedrich II., König Heinrich (VII.), verleiht dem Orden das Recht über die Schule zu Divi Blasii in Mühlhausen." richtig sein. Leider ist nicht zu erkennen, welchen Grund König Heinrich dafür hatte, außer dass die Mühlhäuser Bürger ihm das Recht anerkannt hatten. Es könnte jedoch auf den Versuch hindeuten den Deutschen Orden auf seine Seite zu ziehen, denn er befand sich trotz aller Versöhnungsversuche noch immer mit dem Kaiser, seinem Vater, im Streit. Hermann war zu dieser Zeit zwar weit weg, im Frühjahr 1232 er war jedoch beim Kaiser gewesen und hatte damals die Gelegenheit mit Heinrich zu sprechen. Möglicherweise war die Mühlhäuser Schule eines der angesprochenen Themen.
Über die Ereignisse des Jahres 1233 berichtet der nächste Teil.

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Die Divi-Blasii-Kirche in Mühlhausen aus: www.ekdm-online.de


Dieter Deubner Bad Langensalza, den 23. März 2007