Belagerung (von Damiette) ca 1218
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Hermann von Salza und der Kölner Domscholaster Oliver


Ausgewählte Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil V

Die Tragödie von Brindisi hatte noch ein weiteres prominentes Opfer. Zwischen dem 9. August und dem 18. September 1227 verstarb der Kreuzzugsprediger Oliver von Paderborn in Italien. Diesen Hinweis fand ich in einer Veröffentlichung des Kölner Geschichtsvereins. Ich hatte etwas mehr über den Bischof Oliver herausfinden wollen, mit dem Hermann von Salza finanzielle Probleme gehabt haben musste. So hatte der Ordensmeister im Mai 1230 sogar den Papst angesprochen, da der Bischof dem Orden wohl noch 65 Mark schuldete. (Beiträge zum Leben Hermann von Salzas - Teil 27). In der eingangs erwähnten Niederschrift von Erich Weise mit der Überschrift "Der Kölner Domscholaster Oliver und die Anfänge des Deutschen Ordens in Preußen" finden sich jedenfalls Hinweise, dass auch Hermann von Salza Berater gehabt haben muss, die jedoch heute kaum noch bekannt sind. Erich Weise schreibt: "Bisher unbeachtet geblieben dagegen sind die geistigen Einflüsse eines rheinischen Gelehrten, der ganz am Anfang der Ordensgeschichte steht, des Kölner Domscholasters Oliver. Sein Lebenslauf, soweit er bekannt ist, enthält wiederholte Berührungen mit dem Deutschen Orden, vor allem mit dessen hohen Gönner, Kaiser Friedrich II., der die entscheidende Autorität und Garantie darstellt, die den Orden bei seinem preußischen Unternehmen gestützt hat." Als Stiftsherr und Vorsteher der Domschule in Münster muss sich Oliver seit 1204 mit den Kreuzzügen beschäftigt haben. Nach einem Studienaufenthalt 1207 in Paris war er wieder in Köln, von wo er 1214 - 1215 als Kreuzzugsprediger durch den Nordwesten des Deutschen Reiches zog. E. Weise schreibt weiter: "In Köln hatte er [Oliver] 1215 seine erste Begegnung mit dem jungen Kaiser Friedrich II.; der ihn wohl schon um seines kurz vorher abgelegten Kreuzzugsgelübdes willen anzog, sicher aber auch den Gelehrten in ihm durch seine vielseitige Bildung beeindruckt hat." Das Erzstift Köln entsandte Oliver Ende 1215 als seinen Stellvertreter zum Laterankonzil. Hier wird er auch mit Hermann von Salza bekannt geworden sein, der ebenfalls Konzilsteilnehmer war.
Im Juli oder August 1217 war Oliver zur Kreuzzugsteilnahme in Akkon gelandet. "Zusammen mit friesischen Kreuzfahrern nahm er an dem Unternehmen des Königs von Ungarn gegen Ägypten teil, ... . Im Heere waren die drei großen Ritterorden besonders stark vertreten, nicht zuletzt der Deutsche; König Andreas II. war ja derjenige, der ihm seit 1211 im Burzenlande die neue Aufgabe gegen die heidnischen Kumanen gestellt hatte. Vor Damiette haben sich die Brüder vom Deutschen Hause ausgezeichnet. ... [Olivers] technische Begabung bewies er als Ratgeber beim Bau der Belagerungsmaschine, mit der die Friesen den gefährlichen < Kettenturm > der Sarrazenen zu Fall brachten." In der Festschrift des Kölner Geschichtsverein aus dem Jahre 1930 "Der Dom zu Köln" steht darüber: " Die Eroberung von Damiette ist zum Teil sein Verdienst. Und als der Feldzug in Aegypten mißlang, ja die Kreuzfahrer - mit ihnen auch Oliver [und auch Hermann von Salza] - in die Gefangenschaft des Sultans Al-Kamil gerieten, hatte man auch gegen seine Stimme, gegen seinen Rat gehandelt." Es dürfte bereits in dieser Zeit einen Konsens zwischen Hermann von Salza und dem Domscholaster Oliver gegeben haben. Aus dem Wissen um diese Zusammenhänge lassen sich einige Entscheidungen des Hochmeisters des Deutschen Ordens besser verstehen und auch sein Verhältnis zur Kurie, vor allem in den folgenden Jahren nachvollziehbarer machen. Der Geschichtsschreiber Oliver, er hat sehr ausführlich über seine Erlebnisse in Palästina und Ägypten berichtet, hatte aber auch für sich viel gelernt. In "Der Dom zu Köln" steht: "Bewundernd erkennt er den Großmut, mit der Sultan Al-Kamil die gefangenen Christen behandelte, an. Die Dankbarkeit, die auch er persönlich dem Sultan gegenüber empfand, treibt ihn in einem Briefe sich an ihn zu wenden, um ihn zu überreden, das beste Gegengeschenk, das er anbieten könne, anzunehmen, das Christentum, dessen ihm sein Name - Al-Kamil = der Vollendete- und sein edler Charakter würdig mache. Oliver ist frei davon, in dem Feinde seines Glaubens nur ein verabscheuenswürdiges heidnisches Scheusal zu sehen." Aus Olivers "Historia Damiatina" zitiert Helmuth Kluger in seinem Buch "Hochmeister Hermann von Salza und Friedrich II." über die Ereignisse im Frühling 1219 im Heiligen Land: "Ende April/Anfang Mai 1219 hatte der Herzog von Österreich; Leopold VI., mit dem < Frühjahrspassagium > die Heimkehr angetreten. Oliver lobt die treuen Dienste des Herzogs im Einsatz für die Sache Christi und hebt seine "Frömmigkeit, Demut, seinen Gehorsam und seine Freigiebigkeit hervor." Oliver bezeugt auch, dass der Herzog "dem Hause der Deutschen 6000 Silbermark oder mehr zum Ankauf von Land ... geschenkt habe". Mit diesem Geld hat der Hochmeister dann im Mai 1220 die sogenannte Seigneurie de Joscelin von Otto von Botenlauben und seiner Frau erworben. Doch wenden wir uns wieder Oliver selbst zu.
Am 27. April 1223 wurde nach Reg. Imp. 6546 die Wahl des Magisters Oliver zum Bischof von Paderborn von Papst Honorius III. bestätigt. Noch am 7. Mai 1224 beauftragte Honorius den Legaten Conrad, Bischof von Porto, diese streitige Bischofswahl in Paderborn zu überprüfen [Reg Imp 6573]. Deshalb ist es etwas unsicher, ob Oliver im September 1223 als Bischof von Paderborn in Nordhausen gewesen sein kann. Erich Weise gibt das in den nachfolgenden Sätzen seiner Schrift so an: "Im September 1223 sind Hermann von Salza und Oliver bei König Heinrich [VII.] in Nordhausen, wo es um die Frage der Gefangennahme König Waldemars II. von Dänemark durch den Grafen von Schwerin ging. Der Graf von Schwerin war Hermann und Oliver aus den Tagen von Damiette bekannt. Es liegt also nahe anzunehmen, das auch durch diese Verbindungen schon 1223 ein gewisses Interesse für das Land der heidnischen Preußen geweckt worden ist".
Am 7. April 1225 wurde Oliver aber von Honorius III. als Bischof von Paderborn bestätigt und hatte am 28. Juli 1225 in San Germano vom Kaiser die Regalien empfangen. In den Regesten des Kaiserreichs steht zum 28. Juli 1225: Nr. 1875. "Belehnung des bischof Oliver von Paderborn, welcher apud sanctum Germanum in receptione regalium vom bruder Hermann Hoter, präceptor des Deutschordens in Allemannien, 605 mark silber geliehen erhielt." Hermann von Salza war in diesen Tagen auch beim Kaiser, aber der Deutsche Orden kannte damals wohl schon eine strenge Ämteraufteilung. Aus allen Quellen ist auch nicht klar ersichtlich, welcher Betrag der richtige ist. Am 10. Mai 1230 hatte der Orden das Geld jedoch noch nicht zurück bekommen.
Zum weiteren Lebensweg des Oliver gibt es in der Regesten des Kaiserreichs zum 27. September 1225 eine weitere Eintragung [Nr.6616]: Honorius III. schreibt dem Capitel zu Paderborn, dass er den Magister Oliver, als derselbe in der Eigenschaft ihres Erwählten vor ihn gekommen sei und die Weihe von ihm erhalten habe, noch näher als schon früher durch seinen Ruf kennen gelernt und ihn wegen dem Verdienst seiner Tugenden zu seiner Nähe zugelassen und zum Bischof von Sabina ernannt habe; beauftragt sie, da nun ihr Bisthum erledigt, eine neue canonische Wahl vorzunehmen. - So wurde aus dem Domscholaster Oliver 1225 der Cardinalbischof Thomas Oliver gen. der Sachse. Sein Nachfolger als Bischof von Paderborn wurde übrigens Wilbrand von Oldenburg, der Reisebegleiter Hermanns 1211 bis 1212 bei der Reise durch Kilikien.
Im Januar 1226 war Oliver vom Papst zu Friedrich nach Apulien gesandt worden. Der Kaiser erließ am 1. 2. 1226 von Salerno aus einen Aufruf an die Friesen, Flottenkontingente für den Kreuzzug bereitzustellen. Man kann davon ausgehen, dass dieser Appell von Oliver angeregt worden ist. Auch die Goldbulle von Rimini läßt seine Gedanken erkennen, auch wenn er selbst nicht in Rimini gewesen sein dürfte. Dann verliert er sich in der Geschichte. Erich Weise hat Oliver treffend charakterisiert, wenn er zum Schluss sagt: "Oliver hat nicht bloß Geschichte geschrieben, er hat sie vielmehr gelebt und sogar durch seinen Einfluss auf Kaiser und Hochmeister gemacht".

Dieter Deubner Bad Langensalza 1.Juli 2006

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